Mission Apollo oder Rettet den Apollofalter!

Der Apollofalter ist ein Winninger - das ist Vielen bekannt. In seinem lateinischen Namen wird dies deutlich Parnassius apollo vinningensis! Er ist also quasi unser Wappentier und wir sollten stolz auf ihn sein. Sind wir auch!

Aber der Apollofalter hat wie viele Schmetterlinge und andere Insekten ein Problem. Ihm geht das Futter aus. Die Raupe des Apollofalters frisst sich an der Weißen Fetthenne satt, die überall im Weinberg und an den steilen Felswänden des Moseltals zu finden ist. Diese Pflanze nutzt Nischen, findet überall ein Plätzchen, kann sich dadurch weiter behaupten und bietet der kleinen Raupe eine gute Nahrungsquelle um groß und stark und am Ende der Entwicklung zu einem ganz besonderen Schmetterling zu werden.

Der Moselapollo ist über die Grenzen hinaus bekannt und beliebt. Er gehört zu den Ritterfaltern und damit zu den etwas größeren Schmetterlingen. Wer seinen anmutigen Flug beobachtet, wird einen Unterschied zu den Artgenossen sehen. Der Apollo tanzt und schwebt in der Luft. Wunderschön zu beobachten!

Im Gegensatz zur Raupe ernährt sich der Falter nicht von der Weißen Fetthenne, sondern von violettfarbenen Blütenpflanzen wie der wunderschönen Skabiosen-Flockenblume, der genauso schönen Witwenblume, dem wilden Majoran/Dost und der eher unbeliebten und dennoch attraktiven Kratzdistel.

Leider sind diese Pflanzen und andere heimische Wildblumen stark auf dem Rückmarsch und in den Weinbergen kaum noch zu finden. Dies ist der Grund, warum wir den Apollofalter und auch seine Artgenossen wie den Distelfalter, den Mauerfuchs, das Tagpfauenauge und Segelfalter genauso wie Wildbienen und andere Insekten kaum noch zu sehen bekommen. Das Summen und Brummen, Schweben, Fliegen und Krabbeln im Weinberg wird deutlich weniger. Es ist mittlerweile schon dramatisch! Das erkennen alle, die mit offenen Augen für die „Kleine Welt“ in unseren Weinbergen unterwegs sind.

Viele denken jetzt an die Hubschrauberspritzung und an Pestizide, Herbizide und Fungizide. Das ist aber nicht der Grund für den Rückgang. Die Bereitschaft unserer Winzer die Biodiversität im Weinbau zu erhöhen ist da und wird erfreulicherweise zunehmend umgesetzt!

Eine Pflanze, die gelb an den Hängen, den Säumen, gerne auf Mauern und im Weinberg blüht ist wahrscheinlich der – oder zumindest ein – Mitschuldige(r) am Rückgang der heimischen Flora und der Fauna in Winningen. Es ist das Schmalblättrige Greiskraut. Man kann es auch „Der Wolf im Schafspelz“ nennen. Denn bislang wurde es als schöne gelbe Pflanze wahrgenommen und konnte sich unauffällig, langsam aber stetig ausbreiten und unbemerkt alle wichtigen heimischen Futterpflanzen unseres Apollofalters verdrängen.

Das „Schmalblättrige Greiskraut - Senecio inaequidens“ ist ein Neophyt (griechisch: neos = neu; phyton = Pflanze). Seit ungefähr 10 - 15 Jahren erobert es unsere Region. Seine ursprüngliche Heimat liegt in Südafrika. Im 19. Jahrhundert wurde die Pflanze eingeschleppt. Es ist eine stark invasive Pflanze und gehört in Mitteleuropa mittlerweile zu den häufigsten Greiskraut-Arten.

Dieses Greiskraut verdrängt die heimische Flora und ist in den Weinbergensäumen hier in Winningen schon sehr dominant!

Jetzt ist es aber erkannt und entlarvt! Damit kann in Zukunft durch gezielte Maßnahmen eine Wende im Rückgang der heimischen Futterpflanzen des Apollofalters eingeläutet werden. Das alleinige Ausstreuen regionaler und spezieller Samenmischungen reicht nicht aus, denn das Schmalblättrige Greiskraut wird diese, wenn es überhaupt zum Keimen kommt, schnell wieder verdrängen. Ein Abspritzen der Pflanze mit Herbiziden ist nicht produktiv, da dabei auch heimische wichtige Wildpflanzen weggespritzt werden. Für den Erhalt unserer biologischen Vielfalt sind schonende Maßnahmen erforderlich, nämlich das kontinuierliche Ausreißen der Pflanze in der Blütezeit im Mai und Anfang Juni vor der Samenbildung. Falls es doch Pflanzen bis zum Samenstand schaffen, sollten diese vorsichtig abgepflückt werden, damit die weitere Verbreitung eingedämmt wird. Dies wird viel Zeit, Geduld und Mühe kosten und es werden auch viele helfende Hände benötigt werden!

Aus jetziger Sicht ist das Überleben unseres Apollofalters langfristig nur möglich, wenn wir gemeinsam gezielt das Schmalblättrige Greiskraut, welches nicht hierhergehört bekämpfen. Dadurch schaffen wir unseren heimischen Pflanzen, besonders den Apollofutterpflanzen, Platz und können somit hoffentlich den Rückgang des Falters aufhalten!

Es wird dauern bis das der Erfolg zu sehen und zu spüren ist. Aber es wird sich lohnen! Denn wenn der Apollofalter ganz aus Winningen verschwunden ist, wird er nicht mehr in seinen Heimatort zurückkehren! Wir müssen ihm helfen, indem wir seinen Lebensraum verbessern!

Artikel Uhlenspiegel Ausgabe 21, Juli/August 2019

Mission Apollo

Maßnahmen zur Bekämpfung des Schmalblättrigen Greiskrauts in Winningen und gezielte Erhöhung der Futterpflanze des Falters mit dem Ziel einer deutlichen Verbesserung des Lebensraumes des Moselapollos und damit verbundener Erhöhung der Population.

Seit Februar 2019 habe ich mir zur Aufgabe gemacht, die heimischen Wildpflanzen und Wildbienen, aber auch andere Insekten wie Schmetterlinge und Käfer im Weinberg rund um Winningen zu bestimmen. Dabei habe ich schon über hundert Pflanzen erfasst, fotografiert und in einer Datenbank festgehalten. Während dieser Arbeit, achtete ich wie jedes Jahr auf das Erscheinen unseres Apollofalters. In diesem Jahr aber leider vergeblich. Daraufhin bin ich gezielt auf Ursachenforschung gegangen und konnte folgende Beobachtungen festhalten:

  1. Die Skabiosen-Flockenblume und andere Futterpflanzen des Apollofalters (Wiesenflockenblume, Witwenblume, Dost / Wilder Majoran, Kratzdistel) habe ich im oben beschriebenen Beobachtungsraum nicht finden können. Ausschließlich an der Blumslay konnte ich eine Pflanze entdecken. Der Falter hat es also demnach sehr schwer an Nektar zu kommen, um seinen Energiebedarf zu decken. Unter solchen schwierigen Bedingungen ist eine ausreichende Fortpflanzungsrate des Falters zur Bestanderhaltung unmöglich. Nur wenn ALLE Bausteine des Lebensraumes also, geeignete Stellen zur Eiablage, Futterpflanze der Raupe (Weiße Fetthenne) und auch die oben beschriebenen Futterpflanzen des Falters vorhanden sind, wird der Apollofalter weiter hier zu sehen sein.
  2. Das Schmalblättrige Greiskraut (Senecio inaequidens) aus der Gattung der Greiskräuter (Senecio) / Familie der Korbblütler (Asteraceae) verdrängt die heimische Flora und ist in den Weinbergsäumen hier in Winningen schon sehr dominant! In den Weinbergsäumen rund um Hamm, Weinlehrpfad, Distelberg hat das Schmalblättrige Greiskraut meinen Beobachtungen zufolge schon die Oberhand gewonnen und unsere heimische Flora stark verdrängt. Dies könnte eine von mehreren Ursachen (u.a. Klimawandel) sein, die den Rückgang des Apollofalters verursachen. Neben der Futterpflanze der Raupe (Weiße Fetthenne- Sedum album), die augenscheinlich noch ausreichend vorhanden ist, fliegt der Falter vornehmlich violett blühende Pflanzen u.a. die Skabiosen-Flockenblume an, die er als eigene Nahrungsquelle benötigt. Das Schmalblättrige Greiskraut ist im Vormarsch und wird nicht nur die wichtigen Apollofutterpflanzen, sondern unsere gesamte heimische Vielfalt an Wildblumen verdrängen, wenn wir nicht handeln.

Daher schlage ich folgende Maßnahmen vor:

Plan

  1. Gezielte Eliminierung des Schmalblättrigen Greiskrauts
    Jährliche organisierte Aktion im Mai/Juni, bei der die Pflanze vor und während der Blütezeit ausgerupft/gestochen wird. Darüber hinaus nachkommende Pflanzen immer wieder ausstechen, bevor sie den Samenstand erreicht, um eine weitere Verbreitung zu verhindern. Falls der Samen doch zur Reife kommt, diesen vorsichtig abpflücken. Hier ist die Gemeinschaft von Winzern und freiwilligen aus der Bevölkerung gefragt! In einem Jahr wird das nicht zu schaffen sein. Daher sollte man über eine gut strukturierte und angeleitete Gruppierung nachdenken.
  2. Schutz der heimischen Flora
    Die heimische Flora sollte dabei keinen Schaden nehmen und darüber hinaus sogar mit regionalen speziellen Samenmischungen aufgewertet werden. Daher ist das Spritzen mit Herbiziden keine Maßnahme. Ohnehin ist das Schmalblättrige Greiskraut herbizidresistent und mahdtolerant. Nur im intakten Lebensraum werden sich Apollofutterpflanzen auf Dauer halten und vermehren. Jede artenreiche „Pflanzeninsel“ an dafür geeigneten Stellen und Streifen an den Weinbergsäumen trägt dazu bei.
  3. Gezieltes Einsetzen von Apollofutterpflanzen
    Um den Apollofaltern schneller wieder ein reichhaltiges Nahrungsangebot zu bieten und damit zur Erhöhung der Population beizutragen, wäre es günstig, der Natur unter die Arme zu greifen und mit vorgezogenen Pflanzen möglichst schnell das Futterangebot deutlich zu erhöhen.

Ziel

Diese Aktionen könnten ein großer Gewinn für den Apollofalter sein und das Leben und Überleben unseres schönen „Winninger Falters“ leichter machen!

Die Aufgabe ist nicht leicht, daher dürfen sich engagierte Mithelfer gerne mit mir in Verbindung setzen!